Saterfriesisches Wörterbuch
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koold (kaller, kooldste)

1. kalt: 1.1 wan et koold is, is et beter in n oold Húus as buppe ap n näi : wenn es kalt ist, ist es besser in einem alten Haus als oben auf einem neuen. 1.2 Kop koold, Fäite woorm, moaket dän bääste(n) Dokter äärm : Kopf kalt, Füße warm, macht den besten Doktor arm. 1.3 dät Koolde Fjúur : Blutvergiftung, Gangrän. 1.4. Koolde Bround : Gangrän. 1.5 koold stale : kühlen, kalt stellen. 1.6 n Koolden : Fröstler, Fröstling. 2. (Kinderspiel) zu weit von dem gesuchten Gegenstand entfernt: nu bääst du gjucht koold! : jetzt bist du richtig auf dem Holzweg!

Fjúur, dät

1. Feuer: 1.1 hie is Fjúur un Flamme: er ist voller Begeisterung. 1.2 hie häd dät Fjúur in dän Bround moaked: er hat das Feuer angezündet (= er war der Rädelsführer). 1.3 hie häd Fjúur in t Gat: er ist sehr in Eile. 1.4 hie häd dät Fjúur ounbät: er war der Rädelsführer. 1.5 hie lapt dum tou t Fjúur ien: er läuft dumm ins Feuer hinein (= er ahnt nicht die bösen Folgen seines Handelns). 1.6 wan du mäd Fjúur spielst, dan pissest du ap Bääd: wenn du mit Feuer spielst, dan pisst du ins Bett. 1.7 ju hele Lucht is een Fjúur: es wetterleuchtet, blitzt ununterbrochen. 2. Küchenherd: do Tuvvelke un do gräine Ate stounde ap t Fjúur: die Kartoffeln und die grünen Erbsen stehen auf dem Herd. 3. Altersbrand: 3.1 Koold Fjúur: 3.1.1 feuchte Gangräne. 3.1.2 Blutvergiftung. 3.2 wüüld Fjúur : Hautkrankheit. 4. Temperament: 4.1 hie häd noch Fjúur in de Bukse : er ist noch temperamentvoll. 4.2 hie häd Fjúur fóar de Moarze : er ist ein Draufgänger.

woatersk

1. wässerig: ju Soppe is woatersk : die Suppe ist nicht durchgekocht, nicht sämig. flüssig: ju Fave in dussen Ommer is noch woatersk : die Farbe in diesem Eimer ist noch flüssig. feucht: 3.1 woatersk koold : feuchtkalt, nasskalt; kalt, weil Regen in der Luft liegt. 3.2 et is märelg wät woatersk koold : heute Morgen ist es etwas feuchtkalt.

trilje

1. beben, zittern: 1.1 ju trilt fon Keelde : sie zittert vor Kälte. 1.2 do Bene trilje mie unner dän Buuk : die Beine zittern mir unter dem Bauch. 1.3 iek kuud deer nit juun trilje, so koold waas et: ich zitterte unaufhörlich, so kalt war es. 1.4 do Bäidene trilden fon Nood: die Kinder zitterten vor Angst. 1.5 iek lieg ap Bääd tou triljen, wiel iek so dieger Fäiver hiede: ich lag im Bett und zitterte, weil ich so heftiges Fieber hatte. 1.6 ju trilt as n Rääsk in n Poul Woater : sie zittert wie eine Binse in einem Teich. 2. schlottern: mien Kniebele trilden, as iek dät Rúur saag : meine Knie schlotterten, als ich das Gewehr sah. 3. vor Kälte oder Schmerz prickeln: (unpersönlich) et trilde mie ap de Häid : es prickelte mir auf der Haut. [engl. thrill]

teeuwe

1. warten: 1.1 teeuw insen/íeuwen! : warte mal! 1.2 wie häbe ap die teeuwd / teeuwed : wir haben auf dich gewartet. 1.3 wie wollen so loange teeuwe : wir wollen so lange warten. 1.4 ju siet tou teeuwen : sie saß und wartete. 1.5 et kon neen Teeuwen liede : es ist Gefahr im Verzuge. 1.6 ap n Ontwoud koast du loange (ap) teeuwe : auf eine Antwort kannst du lange warten. 1.7 deer teeuw(e) man up! : ich werde meine Drohung wahr machen; auf meine Worte werden Taten folgen! 1.7 jie wollen wisse nit so loange teeuwe, bit/bät dät Íeten koold is : ihr wollt gewiss nicht so lange warten, bis das Essen kalt ist. 1.8 hie siet ap hier tou teeuwen : er saß und wartete auf sie. 2. abwarten: ju kuud ju Ättergjucht nit teeuwe: sie konnte die Nachricht nicht abwarten. → täive, töive

teder

1. nicht massiv gebaut, nicht stabil, wackelig: n teder Skäin : eine wackelige Scheune. 2. zerbrechlich: sukke Potslainpotte sunt teder : solche Porzellantöpfe sind zerbrechlich. 3. unbeständig, wechselhaft: Boston is n flugge Stääd, man dät Weder is oafte koold un teder : Boston ist eine schöne Stadt, aber das Wetter ist häufig kalt und wechselhaft.

suge iek suge, du sugst, hie/ju sugt, wie suge; soog, sogen; sain; sug/suug! suget!

1. saugen, lutschen: ju hied aaltied genoug tou sugen foar do Bäidene: sie hatte immer genug Muttermilch für die Kinder. 2. (Zugluft) ziehen: 2.1 et soog truch n Glíeuwe in de Múre: es zog durch einen Spalt in der Mauer. 2.2 et häd in do oolde Húze oafte sain: es hat in den alten Häusern oft gezogen. 2.3 et soog deer as in n Húundestaal: es zog dort wie in einem Hundezwinger. 2.4 et sugt hier koold ien: hier gibt es eine kalte Zugluft.

Piepe, -n, ju

1. Pfeife: hie krigt ju Püpe nit koold: er raucht ununterbrochen Pfeife.. 2. Wasserleitung. 3. Rinne; schmaler, natürlicher Wasserlauf, auch als Flurname. 4. Halm: 4.1 n Piepe Sträi: ein Strohhalm. 4.2 do Bäiste häbe so n Smoacht, dät jo do lääste Piepen Sträi unner sik wägfrete: die Kühe haben solchen Hunger, dass sie die letzten Strohhalme unter sich wegfressen. 5. Ausguss an einer Teeoder Kaffeekanne. 6. Rohr, vor allem Ofenrohr ( Ougendpiepe ). 7. rohrförmiger Knochen. 8. Tabakspfeife: stenene Piepe: Tonpfeife. 9. Hosenbein (Buksepiepe). → Püpe

Peel (a) , do Pele, dät/die

1. großes Kopfkissen, Pfühl. 2. Oberbett, Federbett, Deckbett: et is koold, man wie häbe n fain, tjuk Peel : es ist kalt, aber wir haben ein schönes, dickes Federbett. Kopfkeil unter dem Kopfkissen.

Noudewíend, die

1. Nordwind: 1.1 die Noudewíend is aaltied koold, die mai waie, wierwai hie wol: der Nordwind ist immer kalt, der mag wehen, wohin er will. 1.2 die Noudewíend is aaltied koold, juustgliek, wier hie häärkumt: der Nordwind ist immer kalt, ganz gleich, woher er kommt. 1.3 die Noudewíend brangt niks, un hie nimt niks: der Nordwind bringt nichts, und er nimmt nichts.

Mule (b) , -n, ju

1. Mund: 1.1 dät Íeten woakst mie in de Mule : das Essen wächst mir im Munde, ist ungenießbar. 1.2 hie häd fúul in de Mule : er redet viel. 1.3 (grob, aber lustig) moake die ju Mule ticht; uurs wädt die ju Skiete koold in dän Íers : mache dir den Mund zu; sonst wird dir die Scheiße kalt im Arsch. 1.4 ätter ju Mule bale : nach dem Mund reden. 1.5 aan ju Mule ferbjode : jemandem den Mund verbieten. 1.6 fóar de Mule wägníeme : Mundraub begehen. 1.7 fon de Mule ouspoarje : am Essen sparen. 1.8 hie boalde mäd Hounde un Mule : er redete mit Händen und Füßen. 1.9 hie boalt ju Mule fóarbie : er redet heuchlerisch, falsch. 1.10 hie häd mie dät Woud fóar de Mule wägnúmen : er hat das gesagt, was ich gerade sagen wollte. 1.11 hie is nit ap de Mule falen : er hat ein gutes Mundwerk. 1.12 hie kon ju Mule nit hoolde : er kann den Mund nicht halten. 1.13 hie kreeg ju Mule nit ticht : er starrte etwas mit offenem Munde an. 1.14 hie krigt de Mule nit apeenuur/aneenuur : er redet zu viel. 1.15 die Käärdel krigt de Mule nit epen, un sien Wieuwmoanske krigt de Mule nit ticht : der Ehemann bekommt den Mund nicht auf, und seine Ehefrau bekommt den Mund nicht zu. 1.16 hie noom him dät Íeten fóar de Mule wäg : er nahm ihm das Essen vor dem Mund weg. 1.17 hie noom mie dät Woud fóar de Mule wäg : 1.17.1 er fiel mir ins Wort. 1.17.2 er kam mir mit seiner Äußerung zuvor. 1.18 hie wol älk un aan/een ätter de Mule bale : er will jedem nach dem Mund reden. 1.19 ju boalt mäd two Mulen : sie ist doppelzüngig. 1 . 20 aan Húnig uum de Mule smere : jemandem Honig um den Mund schmieren (= jemandem schmeicheln.) 1.21 sik de Mule ferbaanje : das unpassende Wort zur falschen Zeit sagen. [afrs. mûla]

mäkkelk

1. leicht, einfach; ohne Mühe: dät konnen wie mäkkelk moakje: das können wir leicht machen. 2. angenehm: et is mäkkelker, dät et nit moor so koold is: es ist angenehmer, dass es nicht mehr so kalt ist. 3. bequem: 3.1 hier sitte iek mäkkelk: hier sitze ich bequem. 3.2 hie moaket sik dät Líeuwend tou mäkkelk: er macht sich das Leben zu bequem.

allernödigste

allernötigste: et is koold in Trondheim bie Winterdai; du moast ju allernödigste woorme Kledoazje meeníeme : es ist kalt in Trondheim im Winter; du musst die allernötigste warme Kleidung mitnehmen.

joankje

sich sehnen nach: iek waas loange in Loundere, wier do Moanskene naan Alkohol drinke; un ju hele Tied joankede iek ätter n koold Glääs Bjoor : ich war lange in Ländern, wo die Menschen keinen Alkohol trinken; und die ganze Zeit sehnte ich mich nach einem kalten Glas Bier.

Jíerestied, -en, ju

1. Jahreszeit: 1.1 ätter ju Jíerestied is et fúuls tou koold: für die Jahreszeit ist es viel zu kalt. 1.2 du moast die ätter ju Jíerestied gjuchte, wan du die ounlukst: du musst dich nach der Jahreszeit richten, wenn du dich anziehst. in dusse Jíerestied kon dät Weder dwo, as et wol: in dieser Jahreszeit kann das Wetter tun, wie es will.

iezig

1. eisig: 1.1 dälig is et iezig koold : heute ist es eisig kalt. 1.2 iezig Weder : eisiges Wetter.

Húundestaal, -stale, die

1. Hundezwinger: 1.1 et is so koold hier as in n Húundestaal: hier ist es so kalt wie in einem Hundezwinger. 1.2 hier lukt et as in n Húundestaal: hier zieht es wie in einem Hundezwinger.

gräzig

1. furchtbar, entsetzlich. 2. erstaunlich, ungemein, ungeheuer. 3. grässlich, schrecklich. 4. schauderhaft, grausig. 5. sehr: in NourdFinlound waas et in Januoarie gräzig koold : in Nord-Finnland war es im Januar furchtbar kalt.

Fisk, -e, die

1. Fisch: koold as n Fisk : kalt wie ein Fisch; unempfindlich. 2. das Fleisch des Fisches: iek íete ljauer Fisk as Flaask : ich esse lieber Fisch als Fleisch.

ferbraidje

1. beim Stricken verbrauchen: fúul Jäiden ferbraidje : viel Garn beim Stricken verbrauchen. 2. (+ sik) falsch stricken: mien Hounde wieren so koold, iek häbe mie oafte ferbraided : mir waren die Hände so kalt, ich habe mich häufig verstrickt.

Bloud, dät

1. Blut: 1.1 Bloud läite: zur Ader lassen. 1.2 hie häd koold Bloud : er ist unempfindlich.

bit

1. bis: 1.1 iek blieuwe, bit ju Oarbaid däin is : ich bleibe, bis die Arbeit fertig ist. 1.2 iek wol nit teeuwe, bit dät Íeten koold wädt : ich will nicht warten, bis das Essen kalt wird.

ätterbäite

1. nachheizen, Brennstoff nachlegen: et wädt koold; wie mouten mäd näie Eedstukke ätterbäite : es wird kalt; wir müssen mit neuen Torfstücken nachheizen.

apdwaste

1. auftauen, aufweichen (is): 1.1 dät Íes is ädder apdwast : das Eis ist früh aufgetaut. 1.2 apdwast Woater : Wasser, das sich bei Tauwetter auf dem Eis sammelt. 2. auffrischen, erquicken: iek dwastte mie mäd koold Woater wier ap : ich frischte mich mit kaltem Wasser wieder auf.

kooldblöidig

kaltblütig: n kooldblöidigen Houngst : ein Kaltblütler. → kooldbloudig